Kunsthistorikerin Doris Weilandt zur Fotografieausstellung "Abenteuer Afrika"
"(...) Es sind Frauen wie in Susen Reuters Porträt „Innehalten“. Mit einem Lächeln und ganz auf sich selbst konzentriert, sitzt sie als Ruhepunkt zwischen umherhastenden Menschen in einer sich verändernden Welt. Zuversicht und Selbstvertrauen sprechen aus ihrer Gestalt, die sich gegen den Strom stemmt. Unangepasst vertraut sie auf die eigene Stärke.
Susen Reuters Expeditionen führten sie bisher nach Gambia, Senegal, Namibia, Mosambik, Südafrika, Swasiland oder auf die Kapverden. Die Wurzeln für diese fotografische Entdeckungsreise reichen bis in die Kindheit zurück. „Weine nicht, sagte der Baum“, ist der Titel einer poetischen Geschichte um das afrikanische Mädchen Tikuma, die etwas findet und gleich wieder verliert. Immer wieder entgleitet ihr der Gewinn. Sie ist hin und her geschüttelt zwischen Glück und Trauer. Doch am Ende wird sie reichlich beschenkt. Das Mädchen Tikuma fand Susen Reuter in einem Fischerdorf auf den Kapverden wieder, in Calhau. Energisch hat es den Kopf auf die Seite gedreht, die Stirn in Falten. Der Mund ist leicht geöffnet, zum Widerspruch bereit. Dieses Kind lässt sich nicht beugen. Der Blick ist entschlossen und der Sonne zugewandt. Hundertfach fangen sich deren Strahlen im Haar und verwandeln es in Perlenschnüre. Erst blicken auch andere kapverdische Kinder in die Kamera, die keine unbeschwerte Kindheit genießen können. In ihre Gesichter haben sich Trotz und Sorge eingebrannt.
Susen Reuter widmet sich ausschließlich der künstlerischen Schwarzweißfotografie. Die Aufnahmen sind das Ergebnis von Langzeitstudien, von vorsichtiger und behutsamer Beobachtung. Sie versucht, ihrem Gegenüber sehr nahe zu kommen, sein Wesen zu erfassen – bei Mensch und Tier gleichermaßen. Eine gerade geborene Impala-Antilope versteckt sich im Schutz hoher Gräser. Das zerbrechliche Geschöpf steht aber bereits mit allen vier Beinen auf der Erde und lauscht aufmerksam in die Umgebung. Konzentriert beobachtet ein Leopard eine Beute, die er nicht entkommen lassen will. In gleichmäßigen Abständen schlendern dagegen die Geparden über die ganze Breite der Nationalparkstraße. Die Aufmerksamkeit ist aus ihren Körpern gewichen. Sie haben scheinbar nichts zu befürchten. Beim Blick in das Gesicht des Elefanten schwingt neben Ehrfurcht auch ein Hauch von Trauer mit. Dem gewaltigen Tier ist nicht mehr viel Lebensraum geblieben. In zugewiesenen Gebieten darf er noch umherwandern – als nütze Touristenattraktion. Die Wildnis hat man ihm genommen.
Die Künstlerin und Fotografin hat sich einer großen Aufgabe verschrieben: Mit ihren Bildern will sie für den Erhalt der Naturreservate und Schutzgebiete eintreten - uns zu bewusstem Handeln aufrufen. Ihr Vorbild ist der brasilianische Fotograf Sebastiao Salgado. Salgado hat mit seinem Projekt „Genesis“ unberührte Landschaften dokumentiert. Susen Reuter beeindruckt neben seiner Fotografie besonders, dass er das abgeholzte Familiengrundstück in Brasilien mit zweieinhalb Millionen Regenwaldbäumen aufgeforstet hat. Die britische Verhaltensforscherin und UNO-Friedensbotschafterin Jane Goodall, die sich für den Erhalt von Menschenaffen-Lebensräumen eingesetzt hat, ist eine weitere Inspirationsquelle für die Fotografin. Die Aktion „Roots & Shoots“ (Wurzeln und Sprösslinge), die Goodall mit Kindern in Tansania begonnen hat, wurde inzwischen in über 40 Ländern aufgegriffen.
(Auszüge; 10/03/2019)
Gewinnerin des Publikumspreises Fotowettbewerb "Frühlingserwachen"
01/2019
Der Wettbewerb wird vom Naturkundemuseum Erfurt in Zusammenarbeit mit der Tagespresse "Thüringer Allgemeine" ausgelobt.
Eintrag im Kunstkatalog
zur Ausstellung"präsenz"
06/2018
Kunstkritiker Michael Stoeber zu ausgestellen Fotoarbeiten (Auszug):
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"So wie Susen Reuter ihre Medien handhabt, treten sie im Einzelnen auseinander und im Gesamtwerk wieder zusammen. Im Schwarzweiß ihrer Fotografien liegt der Akzent auf der Linie und damit auf dem Erkennen. Was umso paradoxer anmutet, als die Welt sich nach nicht schwarzweiß, sondern farbig manifestiert. Aber der Gegensatz von Schwarz und Weiß privilegiert eindeutig das diskriminierende Sehen, weshalb wir Schwarzweißfotos auch als authentischer und realistischer wahrnehmen als Farbaufnahmen. (…) Ein ähnlicher Sinngehalt ist allen Aufnahmen der Künstlerin eingeschrieben. In ihren Landschaften manifestiert sich eine domestizierte Natur, die latent immer auf dem Sprung ist, bei nachlassender Aufmerksamkeit des Menschen zu ursprünglicher Wildheit zurückzufinden. Susen Reuters schwarzweiße Fotografien, die leuchtender nicht sein könnten, sind ebenso spirituell wie sinnlich.“